Kurzbeschreibung: Lange Zeit galt es als ausgemacht, dass das deutsche Kaiserreich wegen seiner Großmachtträume die Hauptverantwortung am Ausbruch des Ersten Weltkriegs trug. In seinem bahnbrechenden Werk kommt der renommierte Historiker und Bestsellerautor Christopher Clark zu einer anderen Einschätzung. Clark beschreibt minutiös die Interessen und Motivationen der wichtigsten politischen Akteure in den europäischen Metropolen und zeichnet das Bild einer komplexen Welt, in der gegenseitiges Misstrauen, Fehleinschätzungen, Überheblichkeit, Expansionspläne und nationalistische Bestrebungen zu einer Situation führten, in der ein Funke genügte, den Krieg auszulösen, dessen verheerende Folgen kaum jemand abzuschätzen vermochte.
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Ich weiß noch, dass ich als ich das erste mal etwas von dem Buch gehört habe es für große Aufregung gesorgt hat. Sollte das Deutsche Kaiserreich eta doch nicht Schuld am Ausbruch des ersten Weltkriegs sein?
Zum 100 jährigen „Jubiläum“ des ersten Weltkriegs hatte ich mir Lektüre zu diesem Thema angeschafft, und Clarks Buch war nun das letzte welches ich aus diesem Fundus gelesen habe.
Die anderen Bücher haben sich mehr mit dem Weltkrieg, den politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen während der zeit des Krieges befasst, während Clark sich auf die Zeit vor dem Ausbruch konzentriert.
Dabei zeigt er sehr genau auf wie welche Partei bzw welcher Akteur wie gehandelt hat und was evtl. seine Absichten dabei waren. Dabei versucht er nicht den Schuldigen zu finden sondern zeigt sachlich auf was unternommen wurde und aus welchen Gründen. Daraus ergibt sich eben nicht das einfache gut-böse Muster, sondern eine vielschichte Gemengelage, Fehlinterpretationen usw die dann auf den großen Krieg zusteuerten. Und so wird eigentlich deutlich sichtbar, dass jede Partei seine Verantwortung für den Krieg trägt der Europa in die Katastrophe stürzt.
Dadurch, dass Clark für dieses Buch so genau recharchiert hat und die jeweiligen Akteure und ihre Handlungen beschreibt ist es mit knapp 900 Seiten auch entsprechend umfangreich und dadurch teilweise auch etwas zäh zu lesen.
Es ist also keine Lektüre für Zwischendurch und im Gegensatz zum Buch von Münkler nicht so flüssig zu lesen.
Dafür erhält man ein sachlich sehr fundiertes Buch welches halt nicht revanchistisch ist sondern einfach neutral berichtet.
Der Titel „Die Schlafwandler“ trägt das Buch nicht ganz zu unrecht denn die meisten Protagonisten denken in alten Strukturen während die Zeit sich gewandelt hat. Es fehlte ihnen auch die Fähigkeit die Situation ihrer Gegenüber zu verstehen bzw. sich in sie hineinzuversetzen. Und so handelte fast jeder nach gewissen Autamatismen die dann quasi unweigerlich in den Krieg führten obwohl es genügend Möglichkeiten gab dies zu verhindern.